100 Jahre Kleingartenbauverein

Unsere Chronik

Am 22.07.1919 wurde im Gasthaus im Schlachthof Bad Homburg der Kleingartenbauverein Bad Homburg e.V. gegründet. 1. Vorsitzender war das Gründungsmitglied Jakob Hohm.

Vorerst konnten sieben Grundstücke urbar gemacht werden, die teils städtisch, teils aber auch privat waren. Im Juli 1920 hatte der Verein bereits 92 Mitglieder, im August desselben Jahres waren es schon 160.

 

1923 hatte der Verein bereits 328 Mitglieder in 10 Gartenanlagen: 

  • Feldbergstraße mit 8 Parzellen
  • Götzenmühlenweg mit 78 Parzellen
  • Weinbergweg mit 52 Parzellen
  • Ziegelei mit 30 Parzellen
  • Geflügelzucht mit 13 Parzellen
  • Hasensprung mit 27 Parzellen
  • Leopoldsweg mit 27 Parzellen
  • Krankenhaus mit 5 Parzellen
  • Taunusgärten mit 27 Parzellen
  • Lange Meile mit 63 Parzellen

Hiervon existieren heute noch die Anlagen Götzenmühlenweg (heute Anlage 2) und Leopoldsweg (heute Anlage 6). Das Gelände bestand überwiegend aus Wiesen, die zum Teil sogar sumpfig waren und in Eigenleistung und mühsamer Handarbeit erst entwässert und urbar gemacht werden mussten. Die ersten Gärten dienten in den Inflationsjahren fast ausschließlich dem Kartoffelanbau. 

 

1929 bestand der Verein nur noch aus 7 Anlagen mit insgesamt 246 Kleingärten für 306 Mitglieder, welche den Vorteil hatten „ihre Haushaltsbedürfnisse in Gemüse und Obst infolge der eignen Pflanzungen billig zu bekommen“* In dieser Zeit wurden in den Gartenanlagen die ersten Wasserleitungen in den Anlagen Weinbergsweg und Leopoldsweg verlegt. Die übrigen Anlagen mussten ihre Wasserbedürfnisse vorerst. aus den anliegenden Bächen decken. Das „Schlachthof-Restaurant“ wurde zum Vereinslokal. Mit der Stabilisierung der Rentenmark verschwanden die Kartoffeläcker und es wurden allmählich richtige Kleingärten daraus – allerdings reine Nutzgärten, in denen jeder Flecken Erde bearbeitet wurde. 

* Zitat aus der Festschrift zum 10jährigen Bestehen des KGV 1929

 

1930-1948 mussten viele Kleingärtner ihre Parzellen wechseln, denn seinerzeit waren die Anlagen noch nicht als Dauerkleingärten ausgewiesen und die Eigentümer benötigten das Land als Bauland.

Erst später (nach langen, schwierigen Verhandlungen mit den Behörden) konnten einige Anlagen als Dauerkleingärten in einem Bebauungsplan ausgewiesen werden. 

 

1933 trat die Anlage Kasernenäcker (heute Anlage 1), welche zuvor selbständig existierte, dem Kleingartenbauverein bei.

 

1937 wurde die Anlage Zeppelinstein mit 50 Parzellen auf einem Kleeacker mitten im freien Feld angelegt. Sie wurde als Ersatzgelände für die wegfallenden Kleingärten am Weinberg und Hasensprung eingerichtet und später erweitert, um überwiegend heimatvertriebenen Kleingärtnern Fläche zu geben. Anfang des neuen Jahrtausends musste diese Anlage erneut verlegt werden, da das Gelände für die Ansiedelung bzw. Erweiterung ansässiger Industriebetriebe benötigt wurde. Sie wurde zur Anlage Kreuzhecken (Anlage 8) und hat derzeit 53 Parzellen.

 

Um 1944 wurde die Anlage Taunusblick (Anlage 7) zwischen Oberstedten und dem heutigen Industriegebiet Bad Homburg auf städtischem Gelände geschaffen.

 

 

 

Im dritten Reich meinten die damaligen Machthaber ihre Ideologie bestätigt zu sehen und zogen eine direkte Linie von der nordischen, bäuerlichen Rasse zu den Kleingärtnern. Das bäuerliche, antistädtische Bewusstsein sollte auch mit der Stärkung des Kleingartenwesens erreicht werden.

Am 7. Januar 1934 wurde der Verein umbenannt in Kleingärtner Verein e.V., die Satzung musste völlig neu gefasst und der Vorstand entsprechend dem Führerprinzip neu gewählt werden - geschäftsführender Vorstand nach dem damaligen BGB war der Vereinsführer.

Während des zweiten Weltkrieges wurden etliche Kleingärtner enteignet und mussten ihre Gärten entsprechend dem Volksgedanken an kinderreiche Familien abgeben. In dieser schweren Zeit wurden Geflügel, Kaninchen und sogar Schafe und Schweine in den Gärten gehalten. Auch der Tabakanbau (Marke Kleingärtnerstolz) blühte.

 

Am 21. Februar 1948 wurde die Satzung nochmals neu gefasst. Der Name des Vereins wurde wieder in Kleingartenbauverein e.V. Bad Homburg v.d.H. geändert. Der Beitrag des Kleingartenwesens für die Nahrungsversorgung hielt auch während des Wiederaufbaus an.

 

1950 wurde die Anlage Königsteiner Straße mit vorerst 12 Gärten gegründet und später nach und nach auf 52 Parzellen erweitert.

 

1951 wurde Karl Zimmer erster Vorsitzender des Vereins. Er erwarb in seiner Amtszeit neues Gelände und trieb den Bau der Wasserleitungen voran. Diese Wasserleitungen bestanden zum Teil aus Rohren, welche aus den Trümmern ausgebombter Häuser besorgt wurden. Unter Karl Zimmer entstanden auch die ersten Vereinsheime aus Teilen alter Baracken in der Anlage Kasernenäcker und später im Mariannenweg.

 

1953 wurde ein als Pferdekoppel und Sportplatz genutztes Gelände der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen als Kleingartenanlage ausgewiesen – die Anlage Mariannenweg (Anlage 5) wurde gegründet.

 

1969 wurde der Kleingartenbauverein e.V. Bad Homburg Landessieger im Kleingartenwettbewerb der Hessischen Landesregierung für die bestangelegten und ins Stadtgrün einbezogenen Kleingärten. Der Verein erhielt dafür einen Geldpreis über 6.000 DM.

Ab den 60er Jahren verlor die Nahrungsmittelproduktion in den Gärten an Bedeutung, die Erholung und Hobby-Gärtnerei, oft als Ausgleich zum Beruf trat in den Vordergrund.

 

1983 wurde mit der Erschließung eines Wiesengeländes der Stadt Bad Homburg entlang des Heuchelbachs der Grundstein für die jüngste der Anlagen Am Heuchelbach (Anlage 9) gelegt.

 

Am 15. Februar 1985 wurde die Satzung erneut überarbeitet, um vom Finanzamt als gemeinnützig im Sinne der Abgabenordnung anerkannt zu werden. Wichtiger Punkt bei dieser Satzungsänderung war „die Schaffung von Grünflächen, die der Allgemeinheit zugänglich sind.“ 

 

Heute besteht der Kleingartenbauverein e.V. Bad Homburg aus 9 Anlagen mit einer zu bewirtschaftenden Fläche von insgesamt ca. 200.000 m².

506 aktive und 90 passive d.h. fördernden Mitglieder (Stand 2023) verbringen mit ihren Familien von Frühling bis Herbst einen Großteil ihrer Freizeit in den Kleingärten des Vereins - aus unterschiedlichen Kulturen und allen Generationen. 

Erholung und Arbeit an der frischen Luft, eigenes Obst und Gemüse auf dem Teller und auch ein gesteigertes Umweltbewusstsein - das vereint sie alle. 

 

 

 

100 Jahresfeier 2019